Hubert von Goisern
und die Lungau Big Band
Musik aus dem Herzen Österreichs – so steht es auf deren Homepage geschrieben, macht die Lungau Big Band. Und das mittlerweile seit 40 Jahren: 2023 feiert das Ensemble aus der sprichwörtlichen Mitte Österreichs nämlich seinen runden Geburtstag. Es kommt nicht allzu oft vor, dass ein Jazzensemble über einen so langen Zeitraum hinweg besteht.
Grund zu feiern, und zwar mit einer musikalischen Kooperation, die seit langem auf der Wunschliste stand: Hubert von Goisern gemeinsam mit der Lungau Big Band. Mit seinen eigenen Songs, arrangiert für: Blech, Balg und Holz. Ein buntes, ein jazziges und brassiges Programm, in dem es aus vielen Etappen der musikalischen Reise von Hubert von Goisern etwas zu hören gibt.
Internetseite von Hubert von Goisern
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PRESSE
Kleine Zeitung 28 March 2024 | Text: Bernd Melichar
Ein neues Kapitel in Sachen Weltmusik:
Hubert von Goisern trat mit der Lungau Big Band auf und brachte den aus allen Nähten platzenden Saal zum Kochen.
Nur hinsichtlich körperlicher Unversehrtheit stand dieses Konzert unter keinem guten Stern, musikalisch gesehen war es voll Kraft, Vitalität und menschlicher Integrität. Im Vorjahr musste Hubert von Goisern seinen Auftritt mit der Lungau Big Band absagen, weil seine Stimmbänder kurzfristig den Geist aufgaben, beim gestrigen Ersatzkonzert humpelte er mit Krücken auf die Bühne. Skiunfall! Das hinderte den Ausnahmemusiker aber nicht daran, einen – man kann es nicht kleiner halten – triumphalen Auftritt hinzulegen. Lange hatte er sich gewehrt gegen diese Kooperation, letztendlich ließ er sich dazu überreden. Zum Glück für das völlig enthusiastische Publikum im Grazer Orpheum, das am Dienstagabend buchstäblich aus allen Nähten platzte.
Konnten diese beiden musikalischen Kosmen zusammengehen? Hier der charismatische Weltmusiker und Weltreisende, der lustvoll alle Grenzen zwischen dem Salzkammergut, Mali und Louisiana überschreitet; dort die ebenso unbändige Big Band aus dem salzburgischen Lungau, die sich unerschrocken zwischen Glenn Miller, Thad Jones und Peter Herbolzheimer einswingt. Es ging zusammen! Vor allem deshalb, weil nicht nebeneinander musiziert wurde, sondern miteinander. Das Verbindende, das Respektvolle wurde in Noten und Melodien übersetzt, das Kollektiv ließ den Solisten genügend Raum, der Jahrmarkt der Eitelkeiten musste anderswo seine Zelte aufschlagen.
Hubert von Goisern gab zwar den gut gelaunten Zeremonienmeister, hatte aber die Größe, sich immer wieder kleinzumachen, um den vielen groß aufspielenden Akteuren auf der Bühne genügend Raum zu lassen. Mit dieser Kooperation hat er ein weiteres Fenster geöffnet, einen weiteren Klangraum betreten, in dem er sich sichtlich und hörbar wohlfühlt. Dass er sein lädiertes Bein immer wieder hochlagern muss, tut der empathiegeladenen Dynamik dieses Abends keinen Abbruch.
Das Programm ist ein kurzer Querschnitt durch das 40-jährige Goisern-Œuvre, wobei die ganz großen Hits weitgehend fehlen; aber dieses Spiel mit den Erwartungen betreibt der kritische Quergeist gerne. Ein buntes, ein jazziges und brassiges Potpourri, in dem aus vielen Etappen der musikalischen Reise des Hubert von Goisern zitiert wird. Herschauen gerät zum fetzigen Balkangroove, Snowdown zur zeitkritischen Abrechnung mit dem allseits beliebten Florianiprinzip, Brenna tuats guat ist ein heißer Hadern, der die Stimmung noch mehr anheizt, das Gospel-Cover Sinnerman eine furiose Schuld-und-Sühne-Moritat, und mit dem Schönberger-Jodler geht es ins stimmig-erdige Finale.
Fazit: Musik war für Hubert von Goisern schon immer ein weites, offenes, visumfreies Land ohne Zäune, gesperrte Flüchtlingsrouten, Missgunst, Angst und Ausgrenzung. Mit der Lungau Brass Band hat er wieder neue Wege beschritten – trotz lädierten Haxens, dafür mit voll intakter Herz- und Hirnpower.
Hits der Alpenweltmusik im Superbreitwandsound
Kurier 29. März 2024 | Text: W. Rosenberger
Die Lungau Big Band feierte mit Hubert von Goisern 40-Jahr-Jubiläum im Konzerthaus
Man könnte fast darauf wetten, dass der vitale Sound der europaweit gefeierten Lungau Big Band unter dem Trompeter Horst Hofer sogar Fußmarode zum Tanzen bringt. Aber Hubert von Goisern humpelte am Mittwoch mit Krücken auf die Bühne im Wiener Konzerthaus: die Folge eines Skiunfalls.
Swing und Groove tat’s keinen Abbruch. Mit voller Wäsch‘ ging’s prompt in einen abwechslungsreichen Abend, der als Streifzug durch mehr als 30 Jahre von der Alpinkatzen-Zeit bis heute angelegt war – mit Songs des Alpin-Rockmusikers im Superbreitwandsound, großteils arrangiert für das hoch motivierte 17-köpfige Ensemble vom langjährigen Wegbegleiter und Pianisten Burkhard Frauenlob.
Das hypernervöse Drawig bedeutet, wie es klingt: „Wir haben’s eilig“. Iawaramoi nach einer steirischen Volksweise mit einem schönen Solo von Gernot Strebl am Baritonsax bezog ursprünglich in Gstanzln Position gegen den unseligen Jörgl – und ist doch erschreckend zeitlos. Der Gospel Sinnerman von Nina Simone hat bei Goisern den Titel Sünder, mit Blick auf den Wahnsinn der Lügner und Weltkaputtmacher die apokalyptische Textzeile „Koana woaß wie longs die Welt nu gebn wird … Wo solln ma hingehn am letztn Tog“ und ist mit der Aufforderung ans Publikum verbunden, „Power“ zu rufen.
Eine schöne Anekdote in Erinnerung an einen Auftritt in der österreichischen Botschaft in Washington gab’s als Einleitung zum Rumpelblues Snowdown, einer „dem Julian“ gewidmeten Hommage an die US-Whistleblower Chelsea Manning und Edward Snowden. Heast as nit ist schließlich ein Lied jenseits von Vergangenheit und Zukunft. Es geht um Vergänglichkeit. Warum singt da einer noch immer die kritischen Lieder von früher? Weil sie gesungen werden müssen.
KURIER-Wertung: ★★★★
40 Years of Lungau Big Band
Es kommt tatsächlich äußerst selten vor, dass ein Jazzorchester über eine so lange Zeit hindurch besteht, kontinuierlich mit interessanten Programmen aufwartet, namhafte SolistInnen aus der ganzen Welt präsentiert und KomponistInnen einlädt, neue Musik zu schreiben.
So konnte sich die Lungau Big Band zu einem der aktivsten und bemerkenswertesten Jazzensembles des Landes entwickeln und mit abwechselnden programmatischen Ausrichtungen nicht nur das Publikum begeistern, sondern auch sich selbst mit unterschiedlichsten musikalischen Anforderungen in ansteckender Spiellaune halten!
Die Liste der bisherigen Gäste und aller damit verbundenen großartigen Erinnerungen ist lange. Ein paar wenige seien genannt: Nils Landgren, Randy Brecker, Gunhild Carling, Bobby Shew, Angela Tröndle, James Morrison, Jiggs Whigham, Tony Momrelle, Bob Mintzer, Michael Abene …